Kristalline Geschiebe 

von den Beelitzer Spargelfeldern

                                                                      28.07.2015 / 22.11.2018

Abb.1 u.1.1: Lesesteinhaufen (LSH)

Nachfolgend werden ausgewählte Gesteinstypen, die als Geschiebe von den Beelitzer Spargelfeldern stammen, vorgestellt. Einem günstigen Umstand entsprechend liegen die Steine als s.g. Lesesteinhaufen vor, d.h. durch den Spargelanbau wurden die Steine nach dem Tiefpflügen abgesammelt und als Haufen (Lesesteinhaufen, LSH) am Feldrand abgekippt. Von diesen Gesteinsansammlungen stammen die hier abgebildeten kristallinen Geschiebe.

Sammlung und Fotos: K.-D. Jänicke

 

Rapakiwi:

Abb.2: Rappakiwi-Geschiebe

Unter den Geschieben, die man am Rande der Beelitzer Spargelfelder findet, ist der Rapakiwi ein relativ häufig anzutreffendes Gestein. Er ist von der äußeren Form her stets stark abgerollt und in Größen bis ca. 50 cm anzutreffen. Oberflächennahe Verwitterungserscheinungen machen ihn zu einem farblich markanten Geschiebe mit einer typischen und damit auch deutlich sichtbaren Textur.

Abb.3: Ausschnitt (trockener Zustand)

Der Rapakiwi gehört zu den Graniten, stellt aber mit seinem typischen Strukturen eine Besonderheit dar. So sind die gerundeten Alkalifeldspateinsprenglinge umgeben von einem Saum aus Plagioklas, der durch Verwitterungseinflüsse heller erscheint. In der meist rötlichen Grundmasse befinden sich größere und kleinere Quarze sowie Feldspäte.

Das Herkunftsgebiet der Rapakiwis scheint für das Beelitzer Geschiebe das Gebiet der Ålandinseln (Ostsee) zu sein. Es können aber auch Rapakiwis gefunden werden, die aus dem südlichen Finnland (z.B. Wiborg) stammen.

Abb.4: Ausschnitt 2 

Abb.5: Eine kleine Ansammlung von Rapakiwi-Geschieben, Fundort LSH bei Beelitz.

Abb.6: Dieser Rapakiwi zeigt im oberen Bereich einen runden Feldspatovoid mit innenliegenden Wachstumsringen. Das weist auf eine besondere  und außergewöhnliche Genese hin, die aber für Rapakiwi-Gesteine typisch sein kann. Siehe hier unter: www.kristallin.de

Abb.7: Ausschnitt mit Vergrößerung des Feldspatovoiden, der angedeutete innenliegende Wachstumsringe zeigt.

 

Påskallavik-Porphyr:

Dieser porphyrische Gesteinstyp ist als Geschiebe im Beelitzer Raum gelegentlich anzutreffen. An "trockenen" Tagen, an denen die Steine eher blass wirken, ist die Gefügestruktur des Påskallavik-Porphyr schwer erkennbar. Hingegen zeigt sich bei feuchten Geschieben der prägnante Farbkontrast zwischen dunkler Grundmasse (meist braun) und den helleren Kalifeldspat-Einsprenglingen sehr deutlich. Oft wird dann ein Vergleich zu einer angeschnittenen Blutwurst verwendet.

Abb.8: Geschnittener Påskallavik-Porphyr (11 cm) mit dichter brauner Grundmasse und hellen Kalifeldspat-Einsprenglingen. Es sind nur vereinzelt kleine Quarze vorhanden, hingegen finden sich zahlreich dunkle Minerale im Gestein.

Abb.9: Ausschnitt 

An einigen Feldspäten sieht man Brüche im Kristall, welche gelegentlich auch Verschiebungen zeigen. Hier wirkten postum Drücke auf die bereits verfestigte Kristalle ein.

Abb.10: Geschnittener Påskallavik-Porphyr im "trockenen" Zustand, abgerollte Außenflächen. 

Das finden eines solchen Gesteins ist im Gelände bzw. auf Lesesteinhaufen äußerst schwierig. Im Zweifelsfall sollte man deshalb immer eine mit Wasser gefüllte Sprühflasche dabei haben, um damit den kleinen "Findling" anfeuchten zu können.

Abb.11: Ein etwas größerer Påskallavik-Porphyr (33 x 37 cm), der ausgesprochen schöne Einsprenglinge beinhaltet.

Abb.12: Ausschnitt, angefeuchtete Oberfläche. 

Die Oberfläche zeigt aufffallend parallel angelegte Riefen, die ggf. auf glaziale Transporteinflüsse schließen lassen, was sehr verwunderlich ist, denn das Gestein ist ansonsten relativ hart und somit widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen.

Abb.13: Ausschnitt 2

Auch hier sind die bereits genannten Riefen erkennbar. Zudem zeigen einige Feldspäte, die alle eine gerundete Form haben und bis etwa 2 cm groß sind, im Inneren dunkle Mineralstrukturen.

Abb.14: Ausschnitt 3 

In der Mitte des Fotos sind zwei in sich verwachsenen Kalifeldspäte zu sehen. Links oben liegt ein gebrochener und verschobener Feldspat vor. Links unten sieht man einen länglichen blauen Quarz, der ansonsten nicht häufig im Gefüge zu sehen ist.

Eine örtliche Zuordnung dieser zwei Geschiebe zum Herkunftsgebiet ist sicherlich schwierig zu benennen, jedoch soll erwähnt werden, dass sich der petrografische Name von der Ortschaft Påskallavik (Ostküste Südschwedens) ableiten lässt.

 

Loftahammer-Gneisgranit (Augengneis):

Der Loftahammer-Gneisgranit wird wegen seines porphyroblastischen Gefüges auch als "Augengneis" bezeichnet. Die darin enthaltene "Augentextur" enthält meist helle Kalifeldspäte, die in ihrer Form oval, linsenförmig bzw. elliptisch sind. 

Abb.15: Dieses Geschiebe wurde im trockenen Zustand fotografiert. Es zeigt aber dennoch größere Feldspäte in einer typischen "Augentextur".

Abb.16: Hier wurde der Augengneis angefeuchtet, um die Farbgebung besser hervorzuheben. Die Feldspäte erscheinen als große rötlich gefärbte Kristalle, die scheinbar von einer dunklen Mineralmasse umflossen wurden. Vereinzelt sind auch Quarze erkennbar.

Abb.17: Ausschnitt 

Hierbei handelt es sich um eine Bruchfläche, die ebenfalls angefeuchtet wurde. Die Feldspäte sind hier in unterschiedlichen Größen aber auch verschiedenen Formen erkennbar.

Man nimmt an, dass sich der Augengneis aus einer porphyrischen Granitmasse gebildet hat.

Nach Hesemann (1975) kann man den Loftahammar-Gneisgranit als roten und dunklen Typen differenzieren und er weist diesen als Leitgeschiebe (Schweden, nördlich Vastervik) aus.

 

Åland-Quarzporphyr:

Ein ebenso markanntes Geschiebe ist der Åland-Quarzporphyr, der gelegendlich auf den Beelitzer Lesesteinhaufen gefunden werden kann. Bereits äußerlich fallen die vielen Quarze (gerundet) und die Feldspäte auf, die sich in einer dichten rotbraunen Grundmasse befinden.

Abb.18: Åland-Quarzporphyr, Geschiebeaußenseite, trocken.

Abb.19: Ein weiteres Geschiebestück, welches eine stark abgerollte Oberfläche zeigt.

Abb.20: Geschnittene und polierte Fläche des Geshiebestückes aus Abb. 19. 

In einer dichten rotbraunen Grundmasse sind die graublauen Quarze und die rötlichen Feldspäte deutlich ertkennbar.

Abb.21: Ausschnitt

Neben der runden Form der Quarze ist hier auch beim größeren unteren Quarz ein "aufgerissener" Rand erkennbar, in dem die Grundmasse eingedrungen ist. Hier liegt eine magmatische Korrosion vor. Dieses markannte Gefügebild ist typisch für den Åland-Quarzporphyr. 

Weitere Beispiele (besonders auch farbliche Varianten) für den Åland-Quarzporphyr: siehe kristallin.de

Abb.22: Auch hier liegt eine geschnittene Fläche von einem Åland-Quarzporphyr vor, die allerdings noch nicht geschliffen und poliert wurde. Dennoch sind auch hier deutlich die o.g. Merkmale für die Quarze und Feldspäte erkennbar.

 

Roter Ostsee-Quarzporphyr:

Dieses eher unscheinbar wirkende Geschiebe ist durch seine rötliche Grundfarbe dennoch auffalend. Es ist als "Anstehendes" Gestein bislang nur für ein Gebiet südöstlich der Åland-Inseln am Grunde der Ostsee bekannt.

Abb.23: Abgerollte Geschiebe-Stücke

Abb.24: Roter Ostsee-Quarzporphyr (ROP)

Auf den Schnittflächen sind bereits gut die graublauen Quarze sowie Fremdgesteinseinschlüsse (Xenolithe) erkennbar. Rötliche Feldspatkristalle sind hier nur schwach sichtbar (kleine rötliche Flecken in der etwas helleren Grundmasse).

Abb25: Bruchfläche

Auf dieser Bruchfläche heben sich die Quarze deutlich von der rotbraunen Grundmasse ab. Sie wirken hier als gebrochene Quarze glasig und sind meist eckig in ihrer Form.

Abb.26: Ausschnitt

Die Feldspäte sind farblich etwas dunkler als die massig wirkende rote Grundmasse. Auch hier liegen fast ausschließlich kantige Kristalle vor.

Abb.27: Abgerollte Außenseite eines Roten Ostsee-Quarzporphyr

Hier ist ein dunkler Fremdeinschluss, der bereits stark angewittert erscheint, erkennbar. Ob es sich dabei um Basalt, der sonst oft als als Xenolith im Roten Ostsee-Quarzporphyr auftritt, handelt, erscheint fraglich.

Abb.28: Xenolith (Fremdgesteinseinschluss) im Roten Ostsee-Quarzporphyr

Hier ist nochmals ein Xenolith im ROP deutlich erkennbar. Die vorhandenen Quarze zeigen auch hier deutlich kantige Kristallformen, die mit der Lupe betrachtet sogar Korrosionsspuren erkennen lassen. 

Dieses Geschiebestück wird mit Sicherheit noch poliert werden müssen, um o.g. Eigenheiten besser bildlich hervorheben zu können.

 

Brauner Ostsee-Quarzporphyr:

Für dieses Geschiebe ist eine Vielzahl von Einsprenglingen typisch, die sich in einer dichten braunen Grundmasse befinden.

Abb.29: Brauner Ostsee-Quarzporphyr, angefeuchtet (Außenseite)

Die Einsprenglinge sind sowohl in der Farbe, als auch in der Kristallform vielschichtig. Die Feldspäte sind hier meist gelblich aber auch rötliche Farben sind erkennbar. 

Abb.30: Ausschnitt

Neben runden Formen sind auch kantige Kristalle erkennbar. Die hier dunkel wirkenden Quarze haben meist runde Formen.

Alle löchrigen Oberflächenformen sind Verwitterungserscheinungen.

Abb.31: Ausschnitt 2

Hier sieht man zwei Feldspäten, die ineinander verwachsen sind. Die Grundmasse ist sehr dicht in der Textur und zeigt in dieser Vergrößerung noch keine kristalline Körnigkeit.

Abb.32: Brauner Ostsee-Quarzporphyr, Schnittfläche (Vergrößerung)

Bei dieser starken Vergrößerung fallen gelbe bzw. grüne Minerale als Einsprenglinge auf. Selbst in der Grundmasse wirkt farblich ein grüner Farbton vor. 

Der Braune Ostsee-Quarzporphyr kann farblich hell- bis dunkelbraun aber auch grünliche Farbtöne aufweisen (Farbe der Grundmasse).

Dieses Geschiebe ist im Anstehenden nicht zu finden, denn das Vorkommen befindet sich auf dem Grund der Ostsee (südöstlich Stockholm).

 

Bredvad-Porphyr:

Der stets rote Bredvad-Porphyr weist oftmals eine "löchrige" Oberfläche auf (Verwitterungserscheinungen). In ihm befinden sich Alkalifeldspäte und Plagioklase gleichermaßen.

Abb.33: Bredvad-Porphyr, angefeuchtete Außenseite mit ausgewitterten "Löchern"

Abb.34: Schnittfäche eines Bredvad-Porphyrs, angefeuchtet

Die Alkalifeldspäte sind rot, die Plagioklase gelblich im Farbton.

 

Abb.35: Zweites Beispiel für einen Bredvad-Porphyr, Schnittfläche, angefeuchtet

Auch hier sind die Feldspäte farblich verschieden erkennbar.

Abb.36: Ausschnitt

 

... weitere Geschiebe von den Beelitzer Spargelfeldern werden folgen!