Seeigel in einer Markasitknolle und Dehydrierung als Schwefelkies-Stabilisation

                                                                      01.01.2012 / 18.10.2017

An der Kreideküste Rügens sind Funde von Markasit nicht selten, gelegentlich sogar häufig. Im Kliffbereich des Kollicker Baches lagen nach einem durch die Ostsee aufgearbeiteten Kreideabbruch Dutzende kleinerer und größerer Markasitknollen im Strandgeröll.
 Markasit gehört zur zweiten Klasse des Mineralsystems und besteht aus einer Verbindung von Eisen und Schwefel (FeS2). Zusammen mit Pyrit wird das Mineral als „Schwefelkies“ bezeichnet. Auf Grund der relativ hohen Dichte (5) wird Markasit zu den „schweren“ Mineralien gezählt. Dies ist besonders dann zu merken, wenn man größere Markasitknollen im Rucksack transportieren möchte, die schnell eine Obergrenze der Transportmöglichkeit anzeigen. Markasit zeigt einen metallischen Glanz in messinggelber Farbe (auch „Katzengold“ genannt). Der Randbereich ist meist durch Verwitterungsprozesse rostfarbig und krustenartig gestaltet. Nach Aufschlagen einer Markasitknolle zeigt sich meist eine strahlenförmige Struktur von innen nach außen. Die Verwandtschaft zum Mineral Pyrit (FeS2) ist zwar gegeben, jedoch oft schon rein optisch in der Differenzierung deutbar.

  

 Abb. 1: Markasitknolle mit Flint-"Stiel", durchaus an einen Pilz erinnernd. 

Im hier dargestellten Fundbeispiel hat sich der Transport einer 10 Kilogramm schweren Knolle gelohnt. Es sei angemerkt, dass das Sammeln an der Kreideküste von Rügen meist mit etlichen Wanderkilometern über unwegsames Gestein im Brandungsbereich verbunden ist und der Inhalt eines Rucksackes nicht selten um die 25 bis 30 Kilogramm wiegt.
 Die abgebildete Markasitknolle wurde einmal mittig mit einer Steinsäge durchgeschnitten, in der Hoffnung, dass sich die randlich sichtbare Flinteinlagerung optisch gut vom umlagerten Markasit abheben wird. Weitere „Innereien“ waren rein äußerlich nicht sichtbar und wurden auch nicht vermutet. Um so größer war schließlich die Verwunderung und Freude, als sich auf den zwei Schnittflächen das Gehäuse eines irregulären Seeigels zeigte, scheinbar mittig geteilt und über den Rand der Flinteinlagerung liegend. Das ganze Ensemble wirkt nunmehr wie ein geteiltes Gehirn mit Halsansatz, wobei der Seeigel wie eine zentrale Stelle in dieser Anordnung wirkt. Es ist nur zu hoffen, dass das Mineralgefüge relativ stabil bleibt, denn bekanntlich zerfallen solche Knollen gelegentlich recht schnell durch die Bildung von Eisensulfaten. 

 

 Abb. 2: Die Markasitknolle nach dem Sägeschnitt: Ein prachtvolles Stück, und als Besonderheit mittig ein Seeigelgehäuse.



 Abb. 3: Stark vergrößerter Querschnitt des nahezu mittig geschnittenen Seeigels; möglicherweise ist es ein Cardiaster. 



 Abb. 4: Großaufnahme des aus Flint bestehenden "Stiels" des Stückes. Die eingelagerten Objekte sind vermutlich Schwammreste. 


Sollte sich eine derartige „Selbstzerstörung“ dennoch ansatzweise zeigen, kann man mit einem Temperaturverfahren diesen Prozess stoppen. In einer häuslichen Backröhre legt man solche Stücke auf einem Rost und temperiert den Backraum auf 180 Grad (Umluft).
Wichtig: Alle Türen zu und alle Fenster auf!
 Nach Erreichen dieser Temperatur belässt man die aufgeheizten Markasitstücke in der Röhre und überlässt alles der normalen Abkühlung. Anschließend werden die Stücke separat in Küchenrollenpapier mehrfach eingewickelt, welches jährlich einmal gewechselt wird. Nach meiner Vermutung und auf Grund meiner Erfahrungen scheint sich während eines solchen Temperaturverfahrens die Kristallstruktur über diese extreme Dehydrierung zu stabilisieren. Jedoch liegen die ersten Versuche mit diesem Verfahren erst zehn Jahre zurück.