Fossiliensuche in Franken - Kälberberg

15.09.2015 / 14.04.2024

Die Fossilfundstelle "Kälberberg" befindet sich auf einer Hochfläche der Fränkischen Schweiz. Sie liegt südöstlich von Bamberg und westlich von Tiefenhöchstadt (Buttenheim-Tiefenhöchstadt) auf einer Höhe von etwa 530 Meter über NN. Die dortigen Ortschaften Kälberberg und Hochstall bestehen nur aus wenigen Einzelgehöften, die von größeren Ackerflächen umgeben sind. Die Region wird auch als "Friesener Warte" bezeichnet. 

Die dort auf den Feldern zu findenden Steine gehören stratigrafisch alle zum Oberen Jura ( Malm gamma/ delta) und sind einer "Schwammfazies" zuzuordnen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Hauptmasse der dort zu findenden Fossilien Jura-Schwämme sind, die in Form und Größe sehr variieren.  

Weitere Feldfundstelle sind unter "Fossiliensuche in Franken - Feldfunde" (siehe unter Artikel) zu finden!


Abb.1: Ortsschild der kleinen Gemeinde Kälberberg


Abb.2: Ackerfläche bei der Ortschaft Kälberberg

Das Foto zeigt eindrucksvoll das massenhafte Vorkommen von Juragestein. Gelegentlich werden diese auch abgesammelt und am Feldrand abgelagert. Durch das ständige Pflügen der Felder werden zwangsläufig stets neue Steine dieser Schwammfazies an die Ackeroberfläche (zum Leidwesen der Bauern) gebracht. Im Hintergrund ist der dortige Sendeturm als optisches "Markenzeichen" zu sehen.


Abb.3: Ackerfläche nach längerem Regen


Abb.4: Ansammlung von verschiedenartigen Schwämmen (unbearbeitete und z.T. gesäuberte Funde)


Abb.5-10: Verschiedenartige Schwämme des Weißjura

Auf den Feldern um Kälberberg und Hochstall kann man massenhaft Schwämme des Oberen Jura (Malm gamma/ delta) problemlos absammeln. Dabei wird vor allem eine große Artenvielfalt deutlich, die aber auch darüber hinaus in der Formgestaltung (Morphologie) der Schwämme sehr different ist. Man findet Formen vor, die kegelförmig, zylindrisch, halbkugelförmig, becherförmig, tellerförmig, schüsselförmig oder aber auch plattig sein können. Die hier zu sehenden sechs Beispiele zeigen lediglich einen kleinen Ausschnitt der Formenvielfalt an Fundmöglichkeiten.


Abb.11u.12: Innere Struktur eines Schwammes

Dieser fossile Schwamm wurde geschnitten und anschließend die Schnittfläche mittels Essigsäure (Essigessenz) angeätzt. Dabei konnte ein Teil des erhalten gebliebenen Schwammskeletts (hier verkieselt) deutlich gemacht werden. Auch werden hierbei der Körperhohlraum (Paragaster) und die breite Öffnung  (Osculum) am oberen Schwammrand gut sichtbar. Eine andere Möglichkeit wäre die des Polierens solcher Schnittflächen. Es reicht aber ggf. schon für Fotozwecke aus, wenn man die Schnittfläche mit einem Wachs einreibt und poliert oder sie mit Farbvertiefer für Steine einstreicht.


Abb.13: Angeätzter fossiler Juraschwamm mittels Salzsäure


Abb.14u.15: Ausschnitt aus Abb. 13

Versuchsweise wurde o.g. Schwammkörper (Abb.13) mittels Salzsäure angeätzt. Das Ergebnis zeigt eine fossilerhaltene Schwammstruktur (Skleren), die so in ihrer Räumlichkeit zu einer artlichen Bestimmung des Schwammes führen könnte. Eine grobe Bestimmung der Schwämme kann zwar auf Grund der Morphologie vorgenommen werden (ggf. Bestimmung der Gattung), eine artliche Zuordnung ist aber meist nur dann möglich, wenn innere Strukturen (Schwammnadeln/ Sklerite) sichtbar sind.


Abb.16-19: Ammonitenfunde

Neben den außerordentlich häufig anzutreffenden Schwämmen kann man aber auch Ammoniten auf den Ackerflächen finden. Die Fundhäufigkeit ist aber eher gering einzuschätzen. Zudem ist der Erhaltungszustand der Ammoniten nicht immer der allerbeste, denn bei Feldfunden treten mechanische (Feldbearbeitung), wie verwitterungsgemäße Erscheinungspuren stärker auf. 


Abb.20 u. 21: Brachiopodenfund u. Belemnitenfragment

Ähnlich wie bei den Ammoniten, sind Funde von Brachiopoden möglich. Belemnitenfunde stellen hingegen eine Seltenheit dar. Das oben zu sehende fragmentarisch erhaltene Rostrum eines Belemnitentieres ist bislang das einzige Fundexemplar in meiner Sammlung. 


Abb.22: Ausschnitt aus Abb. 20 

An diesem Beispiel wird die Verkieselung an einem Brachiopen in Form von "Kieselringen" sehr deutlich sichtbar. Solche Erscheinungen können aber auch an anderen Fossilien (z.B. Belemniten) auftreten. Sie werden auch als "Buch`sche Kieselringe", nach Leopold von Buch, bezeichnet. Es sind anorganische Erscheinungen, die durch eine Umkristallisierung (Kalk wird durch Kieselsäure ersetzt) entstanden sind. 

  

Abb.23: Plegiocidaris sp.

Eher zu den Seltenheiten, gehören Fossilfunde von regulären Seeigeln. Die Corona dieses Plegiocidaris sp. ist fast vollständig erhalten und wurde u.a. auch mittels Säure präpariert. Noch seltener sind Fossilfunde vom Seeigel Rhabdocidaris (regulärer Seeigel), dessen Corona um einige Zentimeter größer ist. Hier liegt derzeit nur ein fragmentarischer Fund vor.


Abb.24u.25: Plegiocidaris sp. und Steinkern eines Cidariden


Abb.26: Hier "hilft" mir meine Hündin Lena bei der Suche nach Fossilien. Leider war es mir bislang nicht möglich gewesen, sie so gezielt abzurichten, dass sie mir Funde der begehrten Seeigel anzeigt.


Abb.27: Ehrenpreis (Veronica cf. persica)

Neben den vielen Steinen auf den Äckern, sind es vor allem blühende Unkräuter, entsprechend der Jahreszeit, die den Blick ablenken. Hier der wunderschön blau blühende Ehrenpreis, auch "Allerweltsheil" genannt. Als Heilpflanze wird sie z.B. bei Hautproblemen verwendet, ist aber auch hilfreich bei Stoffwechselproblemen. 


Hinweise zum Sammeln

Auf den Feldern sollte man nur sammeln, wenn die Flächen brach liegen oder gerade abgeerntet wurden. Es ist ungünstig bei praller Sonne nach Fossilien Ausschau zu halten, da die hellen Kalke stark blenden. Andererseits klebt der Ackerboden bei feuchtem Wetter schnell und dauerhaft an den Schuhen oder Gummistiefeln und erschwert dadurch das Gehen auf den Feldern. Einen Hammer oder Meißel braucht man in der Regel nicht, jedoch sitzen die Steine/ Fossilien gelegentlich fest im Ackerboden, so dass sie herausgehebelt werden müssen. Es empfiehlt sich, neben einen Rucksack, noch zusätzlich eine Umhängetasche bei sich zu führen, in der man zunächst fleißig einsammeln kann, um dann beim Umpacken in den Rucksack erneut zu sortieren.

Literatur:

CFK - Fossilien Coburg (o.J.) - Die Schwammriffe des Oberjura in der nördlichen Frankenalb, siehe: https://www.cfk-fossilien.de/die-schwammriffe-des-oberjura-in-der-noerdlichen-frankenalb/

Frank, O. (2019) - Fossilien aus einem Baustellenaufschluss im Malm gamma 2 bis gamma 3 (Kimmeridgium) von Hochstall (Fränkische Schweiz); siehe: https://www.steinkern.de/fundorte/bayern/1292-malm-gamma-hochstall.html 

Gradl, H. (1997) - Ammoniten von Kälberberg (Nördliche Frankenalb) (Oberoxford bis Unterkimmeridge) Mitt. Bayer. Staatsslg. Paläont. hist. Geol., 37

Lang, B. (1985) - Die ersten Sphinctozoen (segmentierte Kalkschwämme) aus dem Ober-Jura der Frankenalb (südddeutschland), Mitt. Bayer. Staatssmlg. Paläont. hist. Geol., 25

Meyer, R.K.F., Schmidt-Kaler, H. (1992) - Wanderungen in die Erdgeschichte (5), Durch die Fränkische Schweiz, Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München

Müller, W. (1984) - Die Kalkschwämme der Unterordnung Inozoa STEINMANN aus dem Oberen Jura von Württemberg (SW-Deutschland), Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie B (Geologie und Paläontologie), Nr. 100

Nose, M. (2014) - Kalk- und Kieselschwämme aus dem Oberjura der östlichen Schwäbischen Alb, Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München

Pisera, A. (1997) - Upper Jurassic siliceous sponges from the Swabian Alb: Taxonomy and paleoecology, Palaeontologia Polonica, No. 57

Richter, A.E. (2000) - Geoführer Frankenjura, Geologische Sehenswürdigkeiten und Fossilfundstellen, Ammon Rey Verlag

Schweigert, G., Schmidt, F.X. (2018) - Sparsam, aber stabil: Skelettkonstruktionen von Kieselschwämmen, Fossilien 2018 (1)

Thewalt, U., Dörfner, G. (2010) - Faszinierende Formenvielfalt: Skelettnadeln von Kieselschwämmen aus dem Weißen Jura, Fossilien 2010 (6)

Winkler, A. (1989) - Jura-Fossilien erkennen und bestimmen, III. Stachelhäuter, Schnecken, Schwämme, Fossilien, Sonderheft 4, Goldschneck-Verlag, Korb

 

Viel Spaß und Finderglück beim Sammeln!

 

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