Der Rochlitzer Porphyr 

und 

der Porphyrlehrpfad auf dem Rochlitzer Berg

03.10.2016 / 22.11.2018

Das als Rochlitzer Porphyr bezeichnete Gestein ist eigentlich ein porphyrisches Tuffgestein. Es entstand als Folge vulkanischer Tätigkeit und später einsetzender hydrochemischer Vorgänge vor ca. 275 Mio. Jahren. Der Rochlitzer Berg (353 m ü.NN) und die dortigen ehemaligen und aktiven Steinbrüche gehören zum Nordwestsächsischen Vulkanitkomplex. Dem Vorkommen sind folgende Gesteinsschichten unterlagerd: Metamorhpe Schiefer, Sedimente (Unterrotliegend), Unterer Porphyrtuff, Rochlitzer Porphyr (Ignimbrit). 

Der Rochlitzer Porphyrtuff ist wegen seiner markannten Eigenschaften einmalig in Europa. Seine Farbe reicht von rot-rotviolett bis braun und ist oft durch eine gelbliche Bänderung ("Marmorierung") gekennzeichnet. Desweiteren sind in der Textur Einschlüsse von Quarz, Feldspäten und älteren Gesteinen zu finden. Eben wegen dieser Eigenschaften wurde dieses Gestein schon seit jahrtausenden als Mühlstein, Werkstein und Bildhauerstein verwendet. Man findet ihn verarbeitet als Altäre, Säulen- und Gewölbesteine in Kirchen (z.B. St. Kilianskirche in Bad Lausick, Basilika in Wechselburg, Schlosskirche in Colditz), als Fassadenstein von Gebäuden, Tür- und Fenstereinfassungen, Postsäulen, Grenzsteine u.a.m. Man hat ihn auch als Material für Kanonenkugeln und gemahlen als Pulver in der mittelalterlichen Medizin verwendet.

Auf dem Rochlitzer Berg gab es einst 10 Steinbrüche, von denen heute entlang des Porphyrlehrpfades noch drei zu sehen sind (Haberkornsche Brüche, Seidelbruch, Gleisbergbruch). Seit 1613 wurde dort der über die Landesgrenzen hinaus begehrte Stein, einst als "Sächsischer Marmor" bezeichnet, aus dem Berg gebrochen. Heute betreibt die Firma Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH den aktiven Abbau und die Bearbeitung des Rochlitzer Porphyrtuffs.

Zum Rochlitzer Berg gelangt man mit dem Auto über die B 176 von Rochlitz kommend in Richtung Narsdorf. Der Abzweig zum Porphyrlehrpfad/ Rochlitzer Berg ist ausgeschildert.

Die nachfolgenden Aufnahmen entstanden im Frühjahr 2015 wärend einer geologischen Exkursion im Nordwestsächsischen Vulkanitkomplex.   

Abb.01: Hinweisschild am Porphyrlehrpfad (Rochlitzer Berg)

Abb.02: Aktiver Steinbruch der Firma Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berg GmbH

Abb.03: Fassadenwand aus Rochlitzer Porphyrtuff mit "marmoriertem" Gefüge und deutlich erkennbaren Fremdgesteinseinschlüssen (Kurklinik Bad Lausick)

Abb.04: Geologische Karte des Regierungsbezirkes Leipzig (quartäre und tertiäre Schichten abgedeckt), abgeändert (Porphyrtuffgebiet bei Rochlitz eingekreist), mit freundlicher Genehmigung des Naturkundemuseums Leipzig.

Abb.05: Lageplan des Porphyrlehrpfades Rochlitzer Berg (Ausschnitt aus einer Übersichtskarte/ Schautafel am Parkplatz unterhalb des Lehrpfades)

Der Porphyrlehrpfad ist ca. 2,7 km lang. An 15 Stationen erhält man interessante Informationen über den Rochlitzer Porphyrtuff sowie über den Abbau des Gesteins und der ersten Gesteinsverarbeitung in den alten Steinbrüchen. 

Abb.06: Haberkornscher Steinbruch mit Hinweisschild auf den "Bergkeller" (Station 2 des Lehrpfades)

Abb.07: Angebrachte Jahreszahl (1824) mit den Initialen "HK" für Haberkorn (Haberkornscher Steinbruch) auf eine Mauerung an einer steil stehenden Wand aus Porphyrtuff.

Abb.08: Eingangsportal zum "Bergkeller", welcher einst als Hauskeller des Waldaufsehers und zur Wassereinlagerung diente. (Station 2)

Abb.09: Haberkornscher Steinbruch, mit einem "Blauschimmer" an den steilen Felswänden. (Station 4)

Abb.10: Historischer Gedenkstein "Böhmerstein", zum Gedenken an den Königlich Sächsischen Jäger Rudolf Böhme, der in einem der Haberkornschen Brüche Weihnachten 1866 durch Absturz zu Tode kam. (Station 5)

Abb.11: Neuer "Böhmerstein", gestaltet nach historischem Original, mit wenig geändertem Inhalt des Schriftzuges.

Abb.12: "Einsiedelei" (1817), am Steinbruch Seidel, romantischer "Verbindungsbau" zwischen zwei Felsstümpfen, erinnernd an eine Kapelle im gotischem Stil. (Station 7) 

Abb.13: Innenansicht der "Einsiedelei", ehemals mit zwei Räumen versehen.

Abb.14: Gravur mit der Inschrift für Christian Gottlieb Seidel (Steinbruchbetreiber), 1813, veranlasste den Bau der "Einsiedelei", Anziehungspunkt für damalige Besucher der Steinbrüche. 

Abb.15: Gleisbergbruch (nach Karl Gleisberg benannt), südlicher Bereich mit rechts stehender Zahlenwand. (Station 12)

Abb.16: Ausschnicht aus Abb.15 (Zahlenwand), von den Steinmetzen eingehauene Jahreszahlen, Jahreszahl 1942 deutlich lesbar, darunter letzte Jahreszahl 1947 mit dem Namen O. Dathe (Otto Dathe, Steinmetz und ehemaliger Polier im Gleisbergbruch) versehen. Die maximale Steinbruchtiefe betrug 60 Meter, eine weitere Abteufung fand aus gesundheitstechnischen Gründen (Rücksichtnahme auf die Steinmetze, die unter starker Staubbelastung arbeiten mussten) nicht statt. 

Abb.17: Aussichtsplattform mit Blick in den Gleisbergbruch, nördliche Wand. (Station 13)

Abb.18: Nördliche Steilwand des Gleisbergbruches, mit "vermauerten" Klüften. (Station 13)

Abb.19: Historische Aufnahme (1), Steinmetze bei ihrer körperlich sehr "harten" Arbeit, Foto von untenstehender Schautafel (siehe Abb.20) entnommen.  

Abb.20: Schautafel mit Fotos, die die Arbeit der Steinarbeiter im Steinbruch zeigen (linker Rand) und Beispiele gebend für die architektonische Verwendung des Porphyrtuffs vom Rochlitzer Berg (rechter Rand). Weiterhin sind zahlreiche Arbeitsgeräte der Steinmetze zu sehen, die mit unter bizarre Namen haben (Krönel, Zahn- und Glattfläche, Spitzfläche, Wolf, Knüpfel, Zahneisen, Scharriereisen). Im Hintergrund ist eine Luftbildaufnahme mit dem "Waldschlösschen" (ehemalige Gastwirtschaft und Ausflugslokal) und ein Großeil der Steinbrüche zu sehen.

Abb.21: Historische Aufnahme (2), siehe Text Abb.19

Abb.22: Friedrich-August-Turm auf der Bergkuppe des Rochlitzer Berges, erbaut 1855 bis 1859, 27 m hoch, errichtet zu Ehren König Friedrich August II, der diese Berglandschaft mehrfach besucht hat. (Station 14)

Abb.23: Triangulirungssäule Rochlitz (Triangulirung = Dreiecksmessung bei der "Mitteleuropäischen Gradmessung"), 1866, restaurierte Säule, bestehend aus Rochlitzer Pophyrtuff, Pirnaer Sandstein und einer Deckplatte aus Gusseisen. Die Säule befindet sich auf der oberen Plattform des Friedrich-August-Turmes.

Abb.24: Säule aus Rochlitzer Porphyrtuff, vor dem Werksgelände der Firma Vereinigte Pophyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH, direkt an der B 176 vor Narsdorf gelegen.

Abb.25: Einige wenige Ausstellungsobjekte o.g. Firma, die den Rochlitzer Porphyrtuff in zwei Steinbrüchen abbaut und weiterverarbeitet. 

Abb.26: Nochmals ein Ausschnitt aus einer Fassadenwand, versehen mit Rochlitzer Porphyrtuff ("marmorierte" Textur), Kurklinik Bad Lausick.  

Nachtrag:

Nach Rücksprache mit der Geschäftsleitung der Firma Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge GmbH werden mit freundlicher Genehmigung fünf historische Aufnahmen aus den Steinbrüchen angefügt (siehe auch www.porphyr-rochlitz.de).

Abb.27: Historische Aufnahme von der "Einsiedelei", die zwischen zwei Felsstümpfen im gotischen Stil als Beispiel der Handwerkskunst aber auch zu Werbezwecken/ Anziehungspunkt für Touristen gebaut wurde, Seidelbruch.

Abb.28: Historische Aufnahme am Pferdestall, Abtransport eines großvolumigen Porphyrtuff-Quaders zum Ort einer weiteren Bearbeitung.

Abb.29: Historische Aufnahme eines ehemaligen "Unterstandes", es sind nur noch Relikte an einer Felswand von diesem Werksbau sichtbar.

Abb.30: Blick in einem Steinbruch (vermutlich Gleisbergbruch), reges "Werkeln" der Steinmetze auf der Grubensohle.

Abb.31: Gleisbergbruch mit "Zahlenwand" (s. oben Abb.15 u.16), ein Teil der technischen Anlagen ist noch heute im aufgelassenen Steinbruch zu sehen. 

 

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