Fossiliensuche in Franken - Feldfundstellen

12.04.2024 / 17.04.2024


Auf Feldern der Fränkischen Schweiz nach Fossilien zu suchen kann durchaus ein interessanter Aspekt von besonderer Qualität sein. Im "Geoführer Frankenjura - Geologische Sehenswürdigkeiten und Fossilfundstellen" von Andreas E. Richter (2000) werden neben bedeutenden Tongruben, Steinbrüchen und sonstigen Aufschlüssen auch zahlreiche Lokalitäten benannt, die hier als Feldfundstellen betitelt werden. Eine kleine Auswahl derer sei hier genannt, wobei auf Fundhäufigkeit, Faunenangaben und auf Fossilienqualität der dort ggf. anzutreffenden Fossilien verzichtet wird:


Buttenheim/Seigendorf (Lias alpha - Dogger alpha), Schlaifhausen (Lias epsilon), Staffelberg (Malm gamma), Kälberberg/Friesener Warte (Malm gamma/delta), Engelhardsberg (Malm epsilon). 


Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass die Fossiliensuche nur auf unbearbeitete Ackerflächen erfolgen sollte. Diese kann man leicht an einer groben, nicht geglätteten Ackerkrume/Ackerscholle, die keine Pflanzensaat bzw. Begrünung aufweist, erkennen. 


Zu Beginn werden zwei Feldfundstellen nördlich von Buttenheim bzw. südlich/südwestlich von Seigendorf (bei Hirschaid) gelegen vorgestellt, die in der Fachliteratur bislang noch nicht erwähnt wurden. Den Hinweis dazu gab mir ein ortsansässiger und befreundeter Sammler. Es wurde Fossilienmaterial aus dem Lias gamma (relativ selten für die fränkische Region) bzw. Lias epsilon/zeta gefunden (März/April 2024). Funde von Ammoniten (cf. Amaltheus stokesi) und von Austern (Gryphaea sp.) sowie Crinoidenstielgliedern sind zwar selten, belegen aber stratigrafisch den Bereich des Lias gamma, pb2a, Davoei-Bank/Numismalismergel-Formation. Muschelfunde von Meleagrinella substriata sowie Belemnitenfunde aus dem Formenkreis Dactylioteuthis geben stratigrafische Hinweise auf Lias epsilon/zeta, tc1/tc2, Posidonien-Schichten/Jurensismergel, Toarcium. Laut geologischer Karte liegen aber auch in einer West-Ost-Abfolge Schichten vom Lias alpha bis Dogger alpha (he1 - al1) vor. Jedoch sind auf Grund der zeitlich unterschiedlichen Bearbeitung der Ackerflächen nicht immer alle Fundschichten für eine Fossiliensuche nutzbar. Zudem konnte bislang auch noch nicht jeder Bereich daraufhin begutachtet werden.


Bei den Belemnitenfunden handelt es sich überwiegend um Belemnitenrostren, die zu etwa 95 % als "Bruchmaterial" und teilweise auch stark erodiert auf den Feldern oberflächlich lose rumliegen. Aber selbst diese zerbrochenen, überkrusteten, gelegentlich auch mit Relikten von epifaunalem Bewuchs behaftet sowie erodierten Teilstücke zeigen oftmals interessante fossile Aspekte. 


Die Feldfundstelle "Kälberberg/Friesener Warte" wurde bereits an anderer Stelle beschrieben und mit Fossilienmaterial belegt. Siehe hierzu unter Artikel "Fossiliensuche in Franken - Kälberberg". Als Ergänzung werden hier am Ende des Artikels noch sieben weitere Fotos von dieser Feldfundstelle beigefügt.


Abb. 01: Ackerfläche nördlich von Buttenheim/südwestlich von Seigendorf, bei Hirschaid (Lias gamma, pb2a, Davoei-Bank, Numismalismergel-Formation)


Abb. 02 u. 03: Gesteinsplatten und gebrochene Belemnitenrostren oberflächlich auf der Ackerkrume liegend (Lias gamma, pb2a, Davoei-Bank, Numismalismergel-Formation)


Abb. 04 u. 05: Aufgebrochene Gesteinsplatte mit "angedeuteten" Ichnofossilien (Spurenfossilien), die farblich als graue Wurmspuren (Fodichnia/Fressspuren) oder durch kleine Krebse angelegte Wohnspuren (Domichnia), sichtbar sind (Lias gamma, pb2a, Davoei-Bank, Numismalismergel-Formation)


Abb. 06: Aufgesammelte und gereinigte Belemnitenrostren verschiedener Gattungen und Arten, die meist gebrochen als Querbrüche aber auch längst der Rostrenstruktur aufgebrochen vorliegen (Lias gamma, pb2a, Davoei-Bank, Numismalismergel-Formation)



Abb. 07 - 10: Zwei Ammonitenfragmente (Abb. 07) von cf. Amaltheus stokesi (rechtes Bruchstück mit deutlichem Pseudo-Zopfkiel) und somit ein Beleg für Lias gamma, pb2a, Davoei-Bank, Numismalismergel-Formation. Die Abb. 8 u. 9 zeigen eine Belemnitenauswahl aus der Aufsammlung der Feldfunde (Abb. 06), wobei die meisten Belemniten dem Formenkreis "Passaloteuthis" zugeschrieben werden können. Die Abb. 10 zeigt einen juvenilen Belemniten mit einer hastaten, fast fusiformen Morphologie.


Abb. 11: Ackerfläche nördlich von Buttenheim/südlich von Seigendorf (Lias epsilon/zeta, tc1/tc2, Posidonienschichten/Jurensismergel, Toarcium)


Abb. 12: Noch unbestellte Ackerfläche als grobe Scholle mit zahlreichen Belemnitenbruchstücken (Lias epsilon/zeta, tc1/tc2, Posidonienschichten/Jurensismergel, Toarcium)


Abb. 13 u. 14: Zerbrochene Belemnitenrostren lose auf der Ackerkrume liegend, (Lias epsilon/zeta, tc1/tc2, Posidonienschichten/Jurensismergel, Toarcium)


Abb. 15: Stark abgerollte und erodierte Gesteinsplatte als petrografisches Belegstück mit Meleagrinella substriata (ehem. Monotis substriata) (Lias epsilon/U. Toarcium)


Abb. 16: Gereinigte Belemnitenrostren (meist Bruchstücke) als Feldfunde aus dem Lias epsilon/zeta, tc1/tc2, Posidonienschichten/Jurensismergel, Toarcium.


Abb. 17 u. 18: Fünf vollständige und nicht gebrochene Belemnitenrostren der Spezies Dactylioteuthis irregularis sowie zwei Rostrenspitzen von Dactylioteuthis sp. als Beleg für Lias zeta, tc2, Jurensismergel, Toarcium.


Abb. 19 u. 20: Belemnitenbruchstück von Acrocoelites sp., links in der Ventralansicht mit einer deutlichen Ventralfurche sowie rechts auf den Apex schauend mit allen drei Furchen, die für diese Spezies typisch sind (oben eine Ventralfurche, sowie zwei dorsolaterale Spitzfurchen)


Abb. 21 u. 22: Belemnitenbrüchstücke mit jeweils aufgebrochener Alveole, Abb. 21 zeigt zudem die aufgebrochenen Belemniten mit ortholineater Apikallinie


Abb. 23: Belemnitenbruchstück mit mittig liegendem Protoconch (sog. Embryonalblase)


Literaturempfehlung:

Bayerisches Geologisches Landesamt (1979) - Geologische Karte von Bayern, Blatt 6132 Buttenheim

Birzer, F. (1936) - Die Monotis-Bank in den Posidonien-Schiefern, besonders Frankens, Abh. Geol. Landesuntersuchung a. Bayer. Oberbergamt, H. 26

Richter, A.E. (2000) - Geoführer Frankenjura, Geologische Sehenswürdigkeiten und Fossilfundstellen, Ammon Rey Verlag

Schlegelmilch, R. (1992) - Die Ammoniten des süddeutschen Lias, Gustav Fischer Verlag

Schlegelmilch, R. (1998) - Die Belemniten des süddeutschen Jura, Gustav Fischer Verlag


Ergänzung:

Als Nachtrag noch sieben Fotos von der Feldfundstelle "Kälberberg/Friesener Warte" (Malm gamma/delta), siehe hierzu auch unter Artikel "Fossiliensuche in Franken - Kälberberg"


Abb. 24: Unbestellte und "steinreiche" Feldfundstelle südlich von Kälberberg 


Abb. 25: Gesteinshaufen mit Kalkplatten aus dem Oberen/Weißen Jura (Malm gamma/delta), die zuvor von den Ackerflächen abgelesen wurden 


 

Abb. 26 u. 27: Zwei lose auf der Ackerfläche liegende Schwämme 


Abb. 28 u. 29: Echinideneste von cidariden Seeigeln, ggf. Plegiocidaris sp., links Interambulacralplatte, rechts Steinkern ohne Gehäuseplatten/Coronateile)


Abb. 30: Blick vom Rand eines der "steinreichen" Felder (nordöstlich von Kälberberg), welches bereits landwirtschaftlich bearbeitet und durch Saatgut "bestellt" wurde. Solche Ackerflächen sollte man nicht mehr betreten um nach Fossilien zu suchen. Hingegen sind jahreszeitlich die Wintermonate, das zeitige Frühjahr aber auch der Spätherbst für die Fossiliensuche auf den Feldern der Fränkischen Schweiz geeignet.

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