Belemnitenfund aus der Grube Buttenheim
27.11.2020 / 06.02.2022
Der hier gezeigte Belemnitenfund stammt aus der Grube Buttenheim (Frankenjura, Pliensbachium, Lias delta), oft auch als Fundort Unterstürmig 2 bzw. Holzbachacker benannt (Altfund, 2003). Nach Recherchen in der Literatur (Doyle, Rohde, Schlegelmilch, Schwegler), kann hier mit ziemlicher Bestimmtheit von Passaloteuthis laevigata (ZIETEN, 1831) ausgegangen werden.
Abb. 01: Passaloteuthis laevigata (ZIETEN, 1831), Buttenheim (Franken), Pliensbachium
Der vorliegende Fund war bei der Bergung vor Ort noch nicht annähernd vollständig erkennbar. Im vermutlich stratigraphischen Bereich der margaritatus-Zone wurden damals (2003) eine Vielzahl von Blöcken aufgebrochen und in erster Linie Ammoniten herausgelesen. Auf einem dieser Blöcke zeigte sich oberflächlich bereits ein Belemniten-Rostrum in guter Fossilerhaltung ab. Sichtbar waren auch zum Teil erhaltene Phragmokon-Bereiche. Dergleichen Funde waren mir bereits durch eine Publikation von Horst Gradl (Nürnberg/Pillenreuth) bekannt. In erster Linie wurden damals vom Autor zum Thema Bellemniten, solitäre Fundstücke von Rostren bzw. Phragmokone des Belemniten P. paxillosus/laevigata auf einer Foto-CD präsentiert.
Der Bellemniten-Fund entstammt ursprünglich einer schiefrigen Platte (ca. 40x30x10 cm), die auch mit zahlreichen Ammoniten bestückt war. Leider zerbrach und zerbröselte diese beim Transport mehrheitlich. Nunmehr zeigte sich aber im Bereich des angenommenen Belemnitenphragmokons eine schöne "Verlängerung" des Rostrums. Es sei an dieser Stelle die Vermutung geäußert, dass es sich bei der hier erkennbaren Fossilerhaltung ggf. auch um einen Teilbereich des sonst sehr selten erhaltenen Proostrakums handeln könnte.
Das Restmaterial wurde anschließend weiter zerkleinert und vollständig aufgeschlämmt. Dadurch konnte die darin enthaltene Kleinfauna herausgelesen werden. Es befanden sich Schnecken, Muscheln, Ammoniten, Seelilienstielglieder, Fischzähne u.a.m. in diesem Material.
Abb. 02: Detail von Passaloteuthis laevigata (ZIETEN, 1831), Rostrum, Länge = 65 mm
Abb. 03: Detail von Passaloteuthis laevigata (ZIETEN, 1831), Phragmokon-Bereich (ggf. Fragmente/Abdrücke des Proostrakums), Länge = 70 mm
Anhang: In der Publikation von ZIETEN (1831) wurde o.g. Belemnit als "Belemnites Laevigatus" (neue Spezies) beschrieben (Fossilbeschreibung S. 28, Fossilzeichnungen Tafel XXI, Fig. 12).
Abb. 04: Abbildung und Belemnitenbeschreibung nach Zieten (1831): "Belemnites Laevigatus - Walzenförmig, sehr zugespitzt, Scheitel glatt, mit zwei kaum bemerkbaren Falten. Querdurchschnitt zirkelförmig. Aus einer untern Mergellage des Lias-Schiefers bei Boll.". Die Abbildung wurde aus Gründen einer besseren optischen Vergleichbarkeit zum obigen Belemnitenfund gedreht und gespiegelt.
Quelle: https://www.e-rara.ch/zut/content/zoom/4206695
Das Original befindet sich in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie.
Literaturhinweise:
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Keupp, H. (2021) - Kopffüßer dominierten das Nekton, in: Buttenheim - Ein Fenster in die frühe Jurazeit, Fossilien, Erdgeschichte erleben, Sonderheft, edition Goldschneck, Quelle & Meyer Verlag
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Richter, A.E. (2003) - Richters Sammeltipp - Die Tongrube Buttenheim, Fossilien, 2003 (2)
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Rohde, C. (2008) - Die Belemniten der Tongrube Buttenheim, siehe: https://www.steinkern.de/fossilien-aller-zeitalter/jura/unterjura/596-die-belemniten-der-tongrube-buttenheim.html
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Zieten, C. H. von (1831) - Die Versteinerungen Württembergs oder naturgetreue Abbildungen ..., Schweizerbart Verlagshandlung, Stuttgart
Hinweis: Der Artikel wurde ursprünglich (erste Fassung) im Online-Magazin "Leitfossil" veröffentlicht.
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